Schnupperreise nach Korsika

Vom 12.10.2019 – 20.10.2019

Es soll Menschen geben, die mit dem Fahrrad aus dem Mt. Everest wollen, um etwas zu erleben. Uns genügte Korsika ausgiebig!

Gemütlich nutzen wir zur Flugplatzanreise die Autobahn A93 bis in die Nähe von München, um von dort aus die Geburtsinsel von Napoleon und den Flachkörperbadestrand von Werner zu erreichen. Mit einem straff organisierten Zubringerservice fand unser Auto einen Parkplatz neben dem Flughafen. Das erste Mal, dass wir mit der Lufthansa fliegen. Ein nur halb gefülltes Flugzeug mit einem Service aus alten Zeiten brachte uns nach Bastia auf Korsika. Superpünktlich standen wir bei der Autovermietung „enterprise“ am Schalter des Flughafens. Der diensthabende Mitarbeiter fragte freundlich, ob ich die Einweisung auf französischer Sprache oder in Englisch haben möchte. Zwar mühten wir uns im Vorfeld mit der Sprache des westlichen Nachbars ab, aber bei so einer komplexen Sache zogen wir Englisch vor. Der Mann ratterte superschnell seinen gelernten Text herunter. Zumindest verstanden wir nicht, wo sich das zu nutzende Auto konkret befand. In der ungefähren angegebenen Richtung standen mehrere hundert Exemplare. Unverrichteter Dinge gingen wir zurück in die Flughafenhalle. Am Schalter hatte sich inzwischen eine Menschentraube gebildet. Ich drängelte mich mit den Papieren wieder in die vorderste Reihe, um mir präziser den Weg zum Auto zeigen zu lassen. Dazu nahm ich noch einen Stift mit an den Schalter. Beim Aufzeichnen des Standortes fiel ein Teil unseres Reiseführers von „DER“ aus der Tasche und machte sich unauffällig aus dem Staub. Um weiteres Autosuchen zu vermeiden bemühte sich ein Mitarbeiter vom Sessel und zeigte vor Ort die Richtung des Fahrzeuges.

Das Auto, ein Citroën „Kaktus“, wie in Sizilien, war dann schnell gefunden. Ich baute mein privates Navi ein, programmierte es nochmals und es konnte loslegen. Der Straßennamen des Ziels war allerdings nicht zu finden und so bemühte ich das bordinterne Navi. Dies verweigerte sich wiederum der deutschen oder der englischen Sprache. Also blieben beide Navi eingeschaltet. Doch der Start verzögerte sich durch eine Anomalie am Auto erneut. Das Kupplungspedal fehlte und der Ganghebel offenbarte ein Automatikfahrzeug. Ich hatte noch nie so ein Ding bedient. Ein Passant bemerkte meine missglückten Startversuche und mit Gestik erklärte er mir, dass ich nur „D“ und „P“ brauche. Mit gesteckten Sprüngen ging es vorwärts. Der böse linke Fuß suchte mehrfach die Kupplung und erwischte die Bremse. Das gefiel der Beifahrerin Annette gar nicht. Trotz dieser Einschränkungen erreichten wir noch am frühen Abend die alte Hauptstadt Corte. In der Beschreibung stand nur: „Vor der Brücke Richtung Vallee de la Restonica abbiegen“. Zum Glück fanden wir ein Hinweisschild zur gesuchten Straße, denn die Abfahrt kam nach der Brücke.

Die richtige Straße hatten wir wahrscheinlich erhascht. Aber wo war das Hotel? Am ersten Parkplatz hielten wir an, um zu fragen. Eine erstaunlich freundliche Dame zeigte uns den weiteren Weg. Die gezeigte Straße war so eng, dass ich sogar mit dem Handwagen Probleme hätte. Trotzdem parkte man noch links und rechts. Nach anstrengenden zwei Kilometern fuhren wir am Ziel vorbei und mussten umdrehen. Die Wende mit der „Automatik“ gestaltete sich nicht so einfach, da ich laufend die Kupplung suchte und die Bremse drückte. Zu Fuß lief ich zum Hotel und über einen Fahrstuhl erreichte ich den Portier. Der zeigte mir ein Luftbild vom Weg zum Parkplatz. Sah einfach aus – war es aber nicht. Fast senkrecht ging der Weg dorthin. Nur keinen Fahrfehler machen! Parkplatz gefunden und besetzt! Aber wie soll ich da jemals wieder heraus kommen? Das war mir vorerst egal. Ein überaus romantisches Hotel erwartete uns. Es lag in einem engen Tal, ein wenig oberhalb eines Gebirgsbaches. Bäume und Felsen säumten das Tal. Zu dieser Jahreszeit gehörten wir zu den wenigen Gästen. Trotzdem erhielten wir nur ein Zimmer mit „Hangblick“. Das konnte uns egal sein, denn es wurde Abend.

Der Hunger meldete sich. Der freundliche Portier entschuldigte sich nach einer Essensnachfrage, weil die Küche geschlossen war. Aus den Erfahrungen von Sizilien hatten wir noch unsere Bemmen mit, aber wir versuchten es erst einmal, in der Stadt zu essen. Über die enge Straße erreichten wir zu Fuß die Stadt. Nach wenigen Minuten sahen wir die Burg, die über der Altstadt thronte. Gleich nebenan standen hässliche Neubauhäuser aus Beton, welche die Altstadt verschandelten. An der Schnittstelle zwischen alt und neu fanden wir eine Art von Kneipenstraße.

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Eine Pizzeria hatte englische Aushänge und wir entschieden uns, dort Platz zu nehmen. Ich bestellte mit meinem frisch erlernten Französisch zwei Bier und die Karte. Die Karte kam prompt und die zwei Bier brachte die Bedienung aus der Nachbarkneipe. Das Glas für vier Euro schmeckte wunderbar, nachdem man so geschwitzt hatte. Es kamen auch die Pizzen wie bestellt. Für den Rückzug hatten wir zum Glück Taschenlampen mit.

Im Hotelzimmer angekommen, wollten wir den Plan für die kommenden Tage schmieden. Da stellten wir den Verlust des DER–Reiseführers fest. Nun mussten wir das eigentlich unbrauchbare „Marco-Polo-Buch“ nutzen. Für Morgen sollte es mit der Bahn in die Berge gehen. Gute Nacht! Beim Einschlafen beschäftigte mich der Gedanke, wie ich das Auto wieder auf die Straße bringe.

Tag 2

07.30 Uhr weckte uns da Handy, denn um 8.36 Uhr sollte die Eisenbahn nach Vizzavona, der Pass-Station gehen. Aber vorerst erwartete uns ein ausgiebiges Frühstück mit viel Käse und Schinken. Auch viele kleine Gläser mit Marmelade wollten entdeckt werden.

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Nun musste aber erst einmal das Auto wieder auf die Straße. Zum Glück hatte sich der Parkplatz geleert und ich brauchte nicht rückwärts den „Freien Fall“ überwinden. Oben jedoch erwartete uns eine Spitzkehre, völlig unübersichtlich, in Hanglage. Nach wenigen Fahrminuten erreichten wir den Bahnhof, den man nicht so einfach als solchen erkannte. Ein Fahrkartenschalter, wie in alter Reichsbahnart, erwartete uns in der Vorhalle. Ein vorgefertigtes Stück Papier, mit Reiseziel und Zeit, legte ich der Angestellten vor. Die freundliche Dame übergab uns ihrerseits ein Papier mit unterstrichenen Fahrzeiten. Der nächste Zug fuhr erst 10.40 Uhr und die Rückfahrt konnte erst 16.30 Uhr erfolgen. Gründe waren Sonntag und die Jahreszeit. Für 18 Euro hatten wir in Windeseile die Tickets in der Hand. Das Problem lag darin, dass unser nächstes Hotel ca. 150 km entfernt war. Das bedeutete, dass wir unter den Verhältnissen noch 3,5 Stunden Fahrzeit vor uns hatten. Die Wartezeit nutzten wir, um uns für den späten Abend im Hotel anzumelden und Einkäufe zu tätigen. Sonntags hatten alle Geschäfte geöffnet. Die restliche Zeit nutze ich, um mich mit den Schaltern im Auto vertraut zu machen, wobei manche Knöpfe den Sinn für sich behielten. Die beiliegende Betriebsanleitung gab es nur französisch.

Pünktlich fuhr der moderne Dieseltriebwagen auf der verschraubten Schmalspurstrecke ein. Der Gegenzug kam auch pünktlich und so verließen wir Corte. Die Fahrt führte über unendlich viele Brücken und Tunnel in Serpentinen zum höchstgelegenen Bahnhof. Nach einer Stunde stiegen wir aus. Es fühlte sich kälter an. Hohe Berge und Wälder säumten das Bahnhofsgelände. Da der Oktober schon begann, schlossen auch alle umliegenden Gaststätten. Aber an unserem Wanderziel, den Kaskaden, erwartete uns als „Overte“ ein Versorgungspunkt. Fast zwei Stunden führte uns der Weg durch Hochwald, immer bergauf. Erstaunt entdeckten wir unzählige Alpenveilchen, die am Waldboden wuchsen. Am Ziel angekommen, stellten wir fest, dass die Gaststätte auch geschlossen hatte. Zum Glück hatten wir unseren Vorrat von Hause im Rucksack.

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Die Kaskaden sind Wasserfälle eines Gebirgsbaches. Der Andrang von Touristen ist in dieser Jahreszeit nicht so hoch. Im Sommer pilgern wahrscheinlich ganze Völkerstämme dahin. Nach dem Rückweg blieb noch sehr viel Zeit bis zur nächsten Bahn, die wir zum Essen und Trinken nutzen wollten. Jedoch alle Gaststätten und Verkaufsstände hatten geschlossen. Wir verzehrten die letzte „Bemme“ und tranken den Rest unserer Wasserflaschen. Andere Touristen, denen die Wartezeit zu lang wurde, versuchten es mit der Rückfahrt per Anhalter mit wenig Erfolg.

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Pünktlich kamen wir mit der rasant fahrenden Bahn wieder in Corte an. Die Sonne stand schon tief und eine längere Autofahrt auf schwierigen Straßen stand noch vor uns. Unbefestigte Randstreifen, keine Hangabsicherung und eingeborene Kampfpiloten lagen jetzt bei der Fahrt vor uns. Oft spielten die Autofahrer „Russisches Roulette“ in den unübersichtlichen Kurven, indem sie Überholten. Viele ausgebrannte Wracks zeugten von dem Ergebnis des Spieles.

Gegen 21.00 Uhr erreichten wir endlich das wir „Hotel Roches“ in Sartene. Erstaunlicherweise erreichten wir das Ziel, ohne uns zu verfahren. Das Hotel stand wieder an einem steilen Hang und über einen solchen erreichten wir den Parkplatz. Das Abendessen sollte hier im Gegensatz zum vorherigen Hotel in einem „Mehrgängemenü“ erfolgen, auf das wir diesmal keine Lust hatten. Wir gingen gleich auf das Zimmer und erlebten eine Überraschung: Nachdem wir die Balkontür öffneten, lag ein weites, wunderschönes Tal vor uns. Wir packten unsere Einkäufe aus und machten gemütlich Picknick, danach „Gute Nacht“.

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Tag 3

Pünktlich 8.00 Uhr erschienen wir als einzige Gäste im Frühstücksraum, der wieder einen herrlichen Blick über das Tal erlaubte. Ungewohnt erschien uns allerdings der Inhalt des Frühstücks: Kaffee, Croissants und Marmelade. Zuerst schauten wir uns um, ob da nicht noch was Herzhaftes zu holen sei. Nein, es gab nur französisches Frühstück.

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Am Ende fiel unser Urteil positiv aus, denn die Croissants schmeckten wirklich himmlisch.

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Wieder ging die Fahrt aus dem Hotel heraus über eine Spitzkehre in ein Labyrinth von Einbahnstraßen. Das Navi führte uns immer weiter in die Stadt hinauf und die Ansage „links“ war noch nie so relativ gewesen, denn es gab oft drei verschiedene „links“. Und so erreichten wir nach schweißtreibender Fahrt fast den höchsten Punkt der Stadt. Das Navi wusste nun auch nicht mehr weiter und zeigte irgendwelchen Irrsinn an. Da blieb nur noch ein Wendemanöver mit zehn Zügen in einem Hinterhof. Nur noch bergab sollte der weitere Fahrtabschnitt gehen. Da bekam nach kurzer Zeit auch das Navi wieder Lust auf Arbeit. Wir sahen endlich einen passenden Wegweiser mit „Bonifacio“. Die Freude währte nur kurz, denn in der Unterstadt bauten die Franzosen die Straße. Anders wie in Deutschland sperrte man die bearbeitete Straße nicht. Wahrscheinlich konnte man keine Umleitung ausschreiben. Also standen wir zwischen den Baufahrzeugen, nachdem wir eine Kante überwunden hatten. Ein Kipper knapp neben uns wurde seine Ladung los und wir ihm folgten und kamen letztendlich auf die Hauptstraße. Im ständigen Nahkampf mit Serpentinen und Kampf-PKW ´s erreichten wir endlich die Südküste. Wir sahen von oben her einsame Strände und Buchten, wussten aber nicht, wie wir uns annähern könnten. Von einem weiten Abstand beobachteten wir bekannte Felsformationen, ohne ihnen auch näher zu kommen.

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Kurz vor Mittag erkannten wir von Ferne die Festungsstadt Bonifacio. Auf der Karte sah der Weg dorthin sehr einfach aus. War er aber nicht, denn es ging auf engsten Straßen immer auf- und abwärts.

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Mehrmals konnte ich den Verlauf der Straße nicht sofort erfassen. Großzügig empfanden wir den Hotelparkplatz, denn er hatte keinerlei Hürden. Trotzdem legten wir fest, das Auto für den weiteren Tag stehen zu lassen. An der Rezeption des Hotels Santateresa erklärte uns die Empfangsdame, dass das Zimmer erst 15.00 Uhr frei sei. Kein Problem: Wir gehen Baden! „Zehn Minuten bis zum Strand“, erklärte sie im einfachen Englisch. Wir packten die Verpflegung ein und begaben uns auf den Weg. Wir kamen durch eine wunderschöne Altstadt mit Geschäften und Restaurants, hatten aber unsere Verpflegung mit, die auch für Appetit sorgte: französische Rindersalami, feinste Käsesorten und wunderbares Brot. Was wir nicht fanden, war der Strand. Nach 1,5 Stunden kehrten wir wieder zum Hotel zurück. Nun klärte sich auch die 10 Minuten – Angabe: Sie meinte die Fahrzeit mit dem Auto.

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Also begann wieder die Berg- und Talfahrt, die sich am Ende doch auszahlte. Wir erreichten einen herrlichen Strand und konnten dort unsere Mahlzeit einnehmen. Das Wasser glitzerte in der Sonne und lud danach zum Baden ein. Die Temperaturen waren auch angenehm und so verbrachten wir den Nachmittag dort. Am Abend wollten wir in der Altstadt etwas Essen. Jedoch reduzierte sich das Angebot auf Pizzeria oder Brasserie. Das eine wollten wir nicht und das andere durchschauten wir nicht. Nichts glich den Speisen aus dem Sprachführer.

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Fast am Ende der Stadt befand sich eine freie Sandfläche, wo die Einwohner Boule spielten. Daneben befand sich eine Taverne, deren Gerichte geistig erfassbar waren. Wir nahmen Platz und bestellten „Zwei Bier, aus dem Fass, blond, bitte“ und die Speisekarte im „feinsten“ Französisch. Das Bier sah etwas abgestanden aus. War es auch. Beim Toilettengang sah ich, wie der Wirt das Bier mit einer Kelle aus einem großen Krug schöpfte. Das Essen beruhte auch irgendwie auf Nudeln. 50 Euro war der Vorgang nicht wert. Aber wir konnten das Abendessen „anhaken“. Nachdem wir wieder das Hotel erreichten, stellen wir fest, dass es noch früh am Abend ist und beschlossen noch einen Stadtrundgang. Im Dunkeln erschien die Stadt noch schöner und romantischer als am Tag. Überall saßen Menschen und tranken Wein. Wir leisteten uns zwei Bier vom Fass für immerhin 18 Euro. War aber frisch gezapft. Gute Nacht!

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Tag 4

Nach einem reichhaltigen, großartigen Frühstück, mit Brötchen, die wie bei uns früher nicht auf dem Blech gebacken waren, sondern direkt im Backofen, planten wir wieder einen Badetag. Das Wetter sollte zumindest vormittags noch ohne Regen sein. Auf der Karte wählten wir eine scheinbar ruhige Bucht als Ziel aus. Wieder Berg- und Talfahrt, Landstraße und dann folgten wir einer Abzweigung. Vor uns lag ein Schotterweg, der aber nach Plan gar nicht so lang erschien. Wir fuhren ca. 3 Km in Schrittgeschwindigkeit, denn die Fahrbahnbeschaffenheit wurde immer schlechter. Kurze, steile Hügel, tiefe Mulden und extreme Absätze hätten beinahe zum Abbruch geführt. Doch dann kam die ersehnte Bucht. Nur ein Wohnwagen befand sich dort. Grober Sand und klares Wasser luden zum Faulenzen und Baden ein. Wir nahmen Verpflegungstasche und Badezeug auf und liefen ca. 50m bis zum Meer. Dort schlugen wir unser Lager auf. Ein Handtuch hatten wir im Auto vergessen und so ging ich nochmals den Weg zum Fahrzeug zurück. Die Lenkung war stark eingeschlagen und man konnte die Reifen voll sehen. Da grinste mich auf der Reifenoberfläche etwas Metallartiges an. Mit dem Daumen wollte ich es wegwischen. Nein! Es steckte fest! Eine Schraube mit Kreuzschlitz! Ignorieren? Zurückgehen! Am Wasser angekommen begannen die Gedankenexperimente: Variante 1: Zurück und eine Werkstatt suchen. Variante 2: Es bleibt beim Ignorieren. Variante 3: Schraube Herausdrehen. Wahrscheinlich das Dümmste. Die Variante 4 ergab sich bei der zweiten Schadensbegutachtung. Im Kofferraum lag ein Ersatzrad als die Lösung. Aber alles vorher alles gut durchdenken. Jeder Fehler bedeutete noch größeren Ärger. Beim Aufbocken drohte das erste Ungemach: Sandboden! Also suchte ich erst einmal einen größeren Stein als Unterbau. Danach ging der Vorgang wie geschmiert. Vorher hatte ich auch schon die Radmuttern gelöst. Alles andere funktionierte, wie man es früher gelernt hatte. Nur die Hinweise in französischer Sprache im Begleitheft machten mich nachdenklich. Ist da noch eine „elektronische Falle“ eingebaut? Als die Arbeit erfolgt war, schaltete ich die Zündung ein und es kam die erwartete Fehlermeldung, die wahrscheinlich mit dem Reifendruck zu tun hatte. Jedoch im Augenschein erschien mir der Druck ausreichend und diese Art von Sinnlosmeldungen kannte ich aus dem Vorjahr auf Sardinien. Also Ruhe aufkommen lassen und zur Tagesordnung übergehen. Baden wäre genau richtig, denn die Hände mussten vom Schmutz befreit werden. Der Badevorgang ging allerdings gründlich schief, denn ein Stechen an der Hand unterbrach jäh das Waschen. Als Ursache stellte sich eine schlecht gelaunte Feuerqualle heraus. Also Flucht aus dem Wasser und Schadensbegutachtung! Es schien nicht so schlimm zu sein.

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Aber der Himmel bereitete einen Regenschauer vor. Zumindest ich hatte die Nase voll. Somit packten wir die Sachen und fuhren in die nahegelegene Hafenstadt Porto-Vecchio, um uns dort ein wenig umzusehen. Nur wenige Touristen besuchten in dieser Jahreszeit den Ort. Er glich Soller auf Mallorca. Der drohende Regen blieb aus und wir fuhren wieder zurück zum Hotel und begaben uns auf Wanderung. Auf der anderen Seite des Hafens von Bonifacio konnte man kleine Buchten mit Sandstrand erkennen. Eine davon sollte unser Ziel werden. Der steinige Hohlweg führte ständig auf und ab. Keine Menschseele trafen wir unterwegs an. Plötzlich verschwand Annette. Sie war auf einen rollenden Stein getreten und fiel hin. Der Schreck war groß. Zum Glück gab es dabei keine Verletzungen. Wenig später erreichten wir die traumhafte, menschenleere Bucht. So richtig konnten wir uns nicht freuen, der Schreck steckte noch in den Knochen.

Am Abend zielten wir auf das Restaurant „Zum küssenden Schwein“, welches wir am Vorabend entdeckten. Jedoch kamen wir zu früh dort an und wir nutzten die Zeit für Hafenbesichtigung und ein Bier. Pünktlich 17.00 Uhr betraten wir die Gaststätte, die auch in Windeseile mit Gästen gefüllt war. Hier gab es keine Menüs, sondern übersichtliche Hausmannskost. Es gab Bratwurst und Lendchen vom Grill umrahmt von einer urig-gemütlichen Atmosphäre.

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Tag 5

Nach einem ebenso üppigen Frühstück, wie am Vortag führte uns das Navi wieder auf die Fernstraße T40 nach Ajacco, der Hauptstadt und Geburtsstadt von Napoleon. Die Verkehrslage glich nicht ganz den Verhältnissen von Palermo. Jedoch Aufmerksamkeit war geboten. An der Hauptstraße neben einer Tankstelle befand sich unser Hotel. Es fehlte im Gegensatz zu den vorherigen Anlagen völlig die Romantik. Allerdings konnten die Parkplätze gut erreicht werden. Von innen zeigte sich das Hotel von einer ganz anderen Seite. Alles schien sehr individuell und vornehm zu sein.

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Wir erhielten ein Zimmer ebenerdig mit einem kleinen Vorgarten mit Sessel, Bank und Tisch. Rundherum war alles mit Kletterpflanzen begrünt. Den Raum selbst gestaltete man typisch nach französischer Art: Kleine Fensterscheiben, ein kunstvoll gestaltetes breites Bett, eine Eingangstür die einem Landhaus entspricht und ein stilvoll geformter Sekretär. Wir traten aus dem Zimmer wieder heraus und uns erwartete ein traumhafter Blick. Vor uns ein Pool, der rundherum mit Pflanzen umsäumt war. Dahinter das blaue Meer, das mit Bergen einen Abschluss fand. Neben dem Pool befand sich der kleine Frühstücksgarten.



Wir waren so begeistert, dass wir in unserem kleinen »Anwesen« bis in dem Abend sitzen blieben. Hier wurde der Spruch „Leben wie Gott in Frankreich“ mit Leben erfüllt. Abends führte uns der Ausflug zu Fuß in die Innenstadt. Nach ungefähr 30 Minuten erreichten wir den Hafen und wir sahen viele Fähren und kleine und große Kreuzfahrtschiffe. Etwas abseits vom Getümmel nahmen wir in einem Eckrestaurant Platz. Eine gut gelaunte Bedienung, die Asterix glich, ließ nicht lang auf sich warten. Ich nutzte meinen französischen Satz und bestellte: „Zwei Bier aus dem Fass, blond, bitte.“ Gut gekühlt in angenehmer Atmosphäre schmeckte das Bier trotz 4,50 Euro ausgezeichnet. Das dritte Bier kam auf Kosten des Hauses. Nüsse inklusive. Abendessen gab es dort nicht. Und so schlenderten wir durch die Gassen. Überall saßen die Leute in den Straßenlokalen. In mancher Kneipe mehr Gäste, in mancher wenige. Das Essen musste am besten schmecken, wo richtig Betrieb war und das war für uns das Restaurant „Empire“. Es verteilte sich auf zwei Straßenseiten. Wir fanden einen kleinen runden Tisch mit zwei Hocker vor und bestellten wieder mit dem berühmten Satz das Bier. Die Speisekarte hatte Bilder und so entschieden wir und für Mini-Burger. Die Wartezeit erschien nicht lang, denn nebenbei spielte ein „Eingeborener“ Gitarre. Jetzt kam das Menü in Holzstiegen, die mit Salatblätter ausgelegt waren. In der Kiste standen viele kleine Burger, die wie Mini- Windbeutel aussahen. Auch Gewürze, Soßen, Süßkartoffeln und Besteck befanden sich in der Packung. Wir nahmen uns viel Zeit zum Verzehr und bestellten auch öfters Bier nach. Das Dritte kam wieder umsonst.

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Eine halbe Stunde brauchten wir zurück zum Hotel. Gute Nacht!

Tag 6

Wahrscheinlich das beste Frühstück, was uns jemals passiert ist, erwartete uns neben unserem Garten. Es übertraf die Vortage. Von unserem Tisch aus blickten wir auf das Meer und in die Berge. Nur wegen den wenigen Gästen wurde ein riesiges Buffet aufgebaut. Viele uns unbekannte Käsesorten, Salami in verschieden Farben und Durchmesser, lose Butter und unendliche Süßigkeiten sollten nun von uns getestet werden. Als größte Hürde entpuppte sich die Saftmaschine. Ich legte in einem Moment, in dem ich mich unbeobachtete fühlte, ein Orange in die dafür vorgesehen Öffnung, stellte ein Glas an und drückte auf den Schalter. Der Entsafter lief an, aber es kam kein Saft an. Leise schlich ich mich zum Tisch. Nach wenigen Schritten rief eine Angestellte nach mir. Sie legte ein kleines Röhrchen um und schon floss der Saft. Ich schämte mich ein wenig, aber das Ergebnis war es wert.

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Langsam begannen die Überlegungen wegen der Rückreise. Samstag Mittag sollte das Flugzeug wieder zurückfliegen. Eigentlich eine angenehme Flugzeit. Doch von der Hauptstadt bis zum Flugplatz liegen 150 Kilometer Bergstrecke und Serpentinen. Und mit der Autoübergabe zusammen gerechnet hätten wir sehr früh fahren müssen. Wir beschlossen daher, schon den Tag vorher nach Bastia zu reisen, um die Fahrt im Dunkeln und unter Zeitdruck zu meiden. Als buchten wir für die letzte Nacht ein Hotel in Nähe des Flughafens. Wieder blieb das Auto vorerst in der Parkposition und wir nutzen Pool und Whirlpool des Hotels als Urlaubsobjekt. Am Nachmittag liefen wir wenige Minuten vom Hotel zum Strand. Dort badeten wir ausgiebig im Meer.

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Außerdem prüften wir das Ersatzrad in der Nachbartankstelle auf Reifendruck. Die Fehlermeldung im Bordcomputer ergab sich durch einen geringen Überdruck. Abends führte die Tour wieder in die Innenstadt zur Eckkneipe und zum „Empire“, um zu essen. Dieses Mal gab es mexikanische Tacos aus der Stiege. Wir schafften nur die Hälfte. Gute Nacht!

Tag 7

Wieder begann der Tag mit dem wunderbaren Frühstück, wobei ich heute wusste, wie die Saftmaschine bedient wird. Der heutige Tag sollte im Zeichen der Kultur stehen und den Spuren von Napoleon folgen. Dazu begaben wir uns am Nachmittag auf einen nahegelegenen Berg. Dort stand ein Denkmal zu Ehren des großen Feldherren und Veränderer Europas.

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Nach Besichtigung des nahegelegenen Park zielte unser Weg wieder zum Ecklokal und zum „Empire“, um zu essen. Dieses Mal gab es wieder Mini-Burger aus der Kiste.

Tag 8

Das letzte Frühstück in dem wunderschönen Hotel. Beim Auschecken sahen wir die Preise der Zimmer, wenn wir nicht pauschal gebucht hätten. Ab 400 Euro konnte man ein Doppelzimmer pro Nacht buchen. Gern wären wir die Route nach Bastia an der Küste entlang gefahren, dafür hätten wir aber 6,5 Stunden und zu viele Nerven gebraucht. Also wählten wir den kürzesten Weg. Nach dem üblichen Straßen-Nahkampf erreichten wir mittags das Hotel in Flugplatznähe. Mit viel Glück erkämpften wir uns auch einen Parkplatz. Leider konnten wir das Zimmer erst am Nachmittag beziehen. Wir luden unsere Mittagsreserven in eine Tasche und stiegen die Steilküste hinab, die sich neben der Hotelanlage befand. Am steinigen Strand lag eine riesige Betonplatte, deren größter Teil in das Wasser ragte. Sie fungierte eventuell einmal als Anlegestelle. Wir legten die Decke auf ihr ab und bauten unser Essen auf. Leider zogen Wolken auf und der Wind machte es ungemütlich. Aber manchmal lugte auch die Oktobersonne aus dem Himmel. Am frühen Nachmittag bezogen wir das Zimmer.

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Nun hatten wir Zeit, die Stadt zu erkunden. Wir hatten noch zwei Bierbüchsen übrig, die wir im Beutel mit auf den Weg nahmen. Auf einer Parkbank genossen wir den Inhalt. Nebenbei beobachteten wir die Eingeborenen bei ihrem Nationalspiel Boule. Weiter ging es in die quirlige Stadt und in deren Hafen, von dem auch eine Menge Fähren ab- und anlegten. Etwas müde auf den Beinen suchten wir ein Straßencafé, was sich auch schnell fand. Eine freundliche Bedienung erfüllte schnell unsere Getränkewünsche. Nun wollte ich die Toilette nutzen und ich ging den Hinweisschildern nach. Man wollte es nicht glauben: Das weibliche und männliche Klo war eine Art Dixi-Zelle, die inmitten der Küche neben den Pizza- Backöfen stand. Wenn das die deutsche Hygiene sehen würde! Weiter ging es zur Altstadt und auch der Hunger meldete sich. Eine freundliche, etwas abgelegene Kneipe lud uns zum Pizzaessen ein. Die Worte „Pas de poisson“ sorgten dafür, dass kein Fisch auf meiner Pizza landete. Zum Abschied gab es einen „Cap corse“, eine Art von korsischen Ramazotti. Im Hotel schauten wir noch bis zum Schlafen einen deutschen Spielfilm, der französisch synchronisiert war.

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Gute Nacht!

Tag 9 Abreise

Wir sind 6.30 Uhr aufgestanden und sind ohne Frühstück zum Flugplatz gefahren. Die Stadt schlief noch und somit erreichten wir die Autovermietung überpünktlich. Die schickte mich zurück auf den Parkplatz, wo sich mittlerweile ein Mitarbeiter einfand. Er hatte das Rad mit der eingefahrenen Schraube schon auf seinem Radar und füllte ein entsprechendes Formular aus. Mit diesem ging ich wieder zum Schalter der Autovermietung. Es folgten noch ein paar Unterschriften und die Aktion Auto war beendet. Pünktlich erreichten wir das Check-in, doch die Maschine hatte Verspätung, weil die Kabinenmitarbeiter streikten. Endlich saßen wir im Flugzeug. Doch es ging erst nach weiteren zwei Stunden weiter, weil der Flugplatzcomputer ausgefallen war. In der CRJ900 von Bombardier gab es noch freie Plätze und so hatten wir einen bequemen Flug.



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Zusammenfassung

Entgegen aller Ankündigungen sprechen die Franzosen auf der Insel auch englisch. Französisch lesen kann man lernen – Sprechen kann man üben – Verstehen kann man nichts. Zebrastreifen in den Städten sind nur zur Zierde aufgemalt. Auch Fußwege sind nicht autofrei. Lebensmittel sind viel teurer als bei uns. Der Oktober ist ein ausgezeichneter Reisemonat. Für 40 km benötigt man auf der Insel meist eine Stunde. (Nicht die Einheimischen!) Vorsicht vor unbefestigten Randstreifen. Es geht oft 40 cm abwärts. Deutsche Fernsehsender sucht man in den Hotels vergebens.

Die Versicherung regelte den Reifenschaden ohne Probleme.